Jeder fünfte Hund über sieben Jahre zeigt Anzeichen von Arthrose – doch nur die wenigsten werden frühzeitig behandelt. Schmerzhaft steife Bewegungen, morgendliches Humpeln, Unlust beim Spazierengehen: Was viele Halter als Alterserscheinung abtun, ist oft eine unterschätzte Entzündung im Gelenk. Doch kann man wirklich mit der richtigen Ernährung gegensteuern? Oder bleibt am Ende doch nur das Schmerzmittel?
Gelenkverschleiß ist keine Altersfrage
Für ein aktives Hundeleben braucht es mehr als Spielzeug, Spaziergänge und gute Laune. Es braucht einen Körper, der mitmacht – und Gelenke, die tragen, ohne zu schmerzen. Doch genau hier beginnt bei vielen Hunden das Problem. Nicht erst mit acht oder zehn Jahren. Sondern oft schon im zweiten Lebensjahr.
Was viele ignorieren: Auch junge Hunde können von Arthrose betroffen sein. Der Golden Retriever, der plötzlich keine Treppen mehr nimmt. Die agile Hündin, die sich nach dem Toben auffällig lange ausruht. Erst sind es Kleinigkeiten – dann dauerhafte Einschränkungen. Oft bleibt es unbemerkt, weil man bei jungen Tieren schlicht nicht damit rechnet. Und weil Schmerz nicht immer laut ist.
Die Ursachen sind selten angeboren. Viel öfter sind es hausgemachte Fehler: falsche Ernährung im Wachstum, Überlastung durch zu frühes Joggen, minderwertige Eiweißquellen im Futter. Wer glaubt, dass ein junger Organismus das schon wegsteckt, irrt.
Arthrose-Hilfe aus dem Napf
Können Ergänzungsfuttermittel tatsächlich bei Arthrose helfen – oder sind sie bloß Hoffnung in Pulverform? Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Substanzen wie Grünlippmuschelextrakt, Omega-3-Fettsäuren oder Kollagenhydrolysat entzündungshemmend wirken und den Knorpelstoffwechsel unterstützen können. Doch ihre Wirkung ist nicht garantiert – und hängt stark vom Zustand der Gelenke, der Dosierung und vor allem vom Ernährungskontext ab.
Ein Präparat allein wird keine fortgeschrittene Arthrose heilen. Es kann Symptome lindern, Beweglichkeit verbessern, Entzündungsprozesse verlangsamen – aber nur dann, wenn die Ernährung insgesamt stimmt. Denn was im Napf landet, beeinflusst maßgeblich, wie gut die Ergänzungen überhaupt aufgenommen und verarbeitet werden. Eine Fütterung, die reich an schnell verdaulichen Kohlenhydraten, Zusatzstoffen und minderwertigen Fetten ist, konterkariert jede noch so gut gemeinte Supplementierung.
Bewegung gegen Schmerzen
Arthrose bedeutet nicht Stillstand – im Gegenteil: kontrollierte Bewegung ist einer der wichtigsten Bausteine im Umgang mit der Erkrankung. Regelmäßige, gelenkschonende Aktivität kann die Durchblutung fördern, den Knorpelstoffwechsel anregen und die Gelenkflüssigkeit verbessern. Letztere wirkt wie ein biologisches Schmiermittel. Ohne Bewegung wird sie nicht ausreichend gebildet – die Folge sind steifere Gelenke, mehr Reibung, mehr Schmerz.
Wichtig ist das richtige Maß. Auch physiotherapeutische Maßnahmen wie passives Dehnen oder gezielte Muskelstärkung durch Balance-Übungen können das Bewegungsausmaß verbessern und Schmerzen reduzieren.
Ein häufiger Fehler ist die Schonhaltung: Aus Angst vor Schmerz wird Bewegung vermieden – doch genau das beschleunigt den Abbau. Muskulatur schwindet, der Gelenkapparat verliert an Stabilität, und der Hund wird noch empfindlicher.
Wenn genug auch wirklich genug ist
Bei arthrotischen Hunden ist es entscheidend, die feine Grenze zwischen förderlicher Aktivität und Überforderung zu erkennen. Denn was gut beginnt, kann in Überlastung enden, wenn der Hund zu lange oder zu intensiv gefordert wird.
Ein deutliches Warnsignal ist verändertes Verhalten nach dem Spaziergang: Zieht sich der Hund zurück? Vermeidet er bestimmte Bewegungen, die vorher möglich waren? Zeigt er vermehrtes Lecken an den betroffenen Gelenken, steiferes Aufstehen oder verlangsamt sich das Gangbild spürbar? All das sind Hinweise darauf, dass die Belastung zu hoch war.
Auch eine ungewöhnlich lange Erholungsphase kann auf eine Überreizung hindeuten. Wenn der Hund nach moderater Aktivität stundenlang nicht aufstehen möchte oder beim nächsten Spaziergang deutlich langsamer ist, sollte die Intensität überdacht werden. Gerade bei nasskaltem Wetter kann die Belastung schneller zu viel werden, selbst bei gewohnten Strecken.