Stress und Nervosität bei Hunden – und wie Ernährung helfen kann

21. März 2025

Stress hat Zähne – und manchmal Krallen. Fast jeder dritte Hund in Deutschland zeigt laut einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover regelmäßig Anzeichen von Nervosität: Hecheln, Jaulen, Unruhe. Was viele Halter überrascht – nicht nur Lärm oder traumatische Erfahrungen lösen Stress aus. Auch das Futter kann eine Rolle spielen. Wer seinem Tier etwas Gutes tun will, sollte nicht nur die Leine kürzen, sondern den Napf genau unter die Lupe nehmen. Wie lässt sich ein aufgedrehter Hund mit der richtigen Ernährung beruhigen? Und wo liegt die Grenze zur Symptombekämpfung?

Wenn das Nervenkostüm reißt

Ein Dobermann winselt, obwohl kein Mensch an der Tür steht. Eine französische Bulldogge jagt imaginäre Schatten durch den Flur. Was klingt wie der Anfang eines schrägen Hundefilms, ist in vielen Haushalten Alltag. Stress bei Hunden hat viele Gesichter – aber nur selten eine eindeutige Ursache. Tierverhaltenstherapeutin Dr. Annika Scholz spricht von einem „multifaktoriellen Geschehen, bei dem Ernährung oft unterschätzt wird“. Der Körper eines Hundes ist ein hochsensibles System. Gerät es aus dem Takt, reicht ein kleiner Reiz – und der Hund kippt in den Alarmmodus.

Neben genetischen Dispositionen und Umweltfaktoren geraten zunehmend auch Futtermittelzusätze in den Fokus. Konservierungsstoffe, Zucker, künstliche Aromen – sie belasten den Stoffwechsel und können, so Scholz, „das zentrale Nervensystem unnötig reizen“. Interessanterweise berichten einige Hundehalter sogar von einer Besserung, wenn sie bestimmte Zusätze weglassen oder zu Rohfütterung wechseln. Manche vergleichen es mit der Wirkung eines beruhigenden Tees nach einem stressigen Tag – oder, ganz menschlich gedacht, mit einem Liquid zum Vapen für die Entspannung.

Kleine Reize, große Wirkung

Die Frage ist nicht, ob Futter Stress auslösen kann – sondern wie oft es genau das tut, ohne erkannt zu werden. Denn nicht immer liegt die Ursache für Unruhe beim Hund im Verhalten oder Umfeld. Oft steckt sie direkt im Napf – versteckt in unscheinbaren Zutatenlisten, die auf den ersten Blick harmlos wirken. Was nach Fleisch aussieht, enthält in Wahrheit eine Mischung aus synthetischen Zusätzen, hochverarbeiteten Eiweißen und allergenen Füllstoffen. Ein Cocktail, der das Nervensystem reizen kann wie ein ständiges Flackern im Augenwinkel.

Besonders problematisch sind künstliche Farb- und Konservierungsstoffe. Tartrazin (E102) etwa steht im Verdacht, hyperaktives Verhalten zu fördern – nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Tieren. Konservierungsmittel wie BHA (Butylhydroxyanisol) und BHT (Butylhydroxytoluol) wirken zwar antioxidativ, belasten aber Leber und Stoffwechsel. Auch künstliche Geschmacksverstärker wie Mononatriumglutamat oder Hefeextrakte können bei sensiblen Tieren Überreaktionen hervorrufen.

Noch tückischer: tierische Nebenerzeugnisse in minderwertigem Fleischmehl. Hier landen oft Schlachtabfälle, deren Nährwert zweifelhaft und deren Verdaulichkeit gering ist. Das Immunsystem reagiert darauf nicht selten mit chronischer Abwehrbereitschaft – Hautjucken, Magenprobleme, Unruhe sind die Folge.

Omega-Fettsäuren als Stimmungsregler

Hering stinkt – aber er hilft. Was in vielen Küchen eher Nasenrümpfen als Begeisterung auslöst, kann im Napf eines nervösen Hundes wahre Wunder bewirken. Der silbrig schimmernde Fisch steckt voller Omega-3-Fettsäuren, vor allem EPA und DHA. Diese mehrfach ungesättigten Fette haben nicht nur entzündungshemmende Eigenschaften, sondern beeinflussen auch die Bildung von Botenstoffen im Gehirn – darunter Serotonin, jenes Hormon, das Stimmungslage und innere Balance reguliert. Fehlt es daran, können Gereiztheit, Schlafprobleme oder übertriebene Wachsamkeit die Folge sein.

Andere Supplemente, die helfen können

Auch Magnesium spielt im tierischen Nervensystem eine stille, aber entscheidende Rolle. Der Mineralstoff unterstützt die Reizweiterleitung zwischen Nervenzellen, stabilisiert Muskelfunktionen und hilft dem Körper, in Stressphasen nicht dauerhaft auf Hochspannung zu bleiben. Fehlt er, zeigen sich oft unklare Symptome: Zittern, Hecheln ohne erkennbare Ursache, Unruhe oder ein ungewöhnlich niedriger Reizschwellenwert.

Geeignete Quellen für diesen Mikronährstoff finden sich in naturbelassenem Pansenfleisch, bestimmten Gemüsesorten oder gezielten Ergänzungen. Auch Bananen – in kleinen Mengen – können unterstützend wirken. Entscheidend ist dabei stets das Maß.